Roman "Trophäe". Eine Rezension

Veröffentlicht am 1. Mai 2025 um 14:11

Trophäe. Eine Rezension

Letztes Frühjahr erschien der Roman Trophäe der flämischen Autorin Gaea Schoeters.

Darin geht es um eine weitere Afrika-Jagdreise eines amerikanischen Jägers. Auf vorigen Jagden hat dieser schon Löwe, Elefant, Leopard und Büffel auf dem dunklen Kontinent geschossen, und seine nächste Safari soll einem alten Rhinozeros-Männchen gelten, damit er mit diesem Nashorn seine „Big Five“ zusammen hat. Im Laufe der Jagd führen ihn seine schwarzen Tracker und der weiße Berufsjäger auch an einen, speziell für ihn reservierten Nashornbullen heran, fast kann er ihn schon erlegen, nur um am nächsten Tag mit seiner Gruppe an dem frisch durch Wilderer getöteten Tier zu stehen – seine Jagdreise ist nun eigentlich vorbei. Bis sein Freund, der Berufsjäger, ihn fragt, ob er schon mal von den „African Big Six“ gehört hat …

Der Berufsjäger bringt seinen Kunden nach der erfolglosen Nashornjagd in ein Gebiet der Buschleute, was die Autorin nutzt, um auf den bedrohten Status dieser Gruppe einheimischer, sehr ursprünglich lebender Menschen einzugehen und die Verfolgung der "San" bis hin zum Genozid aufzuzeigen. Der amerikanische Gast bekommt die Chance, einige Zeit bei diesen natürlich lebenden und jagenden Buschleuten zu verbringen, gar mit ihnen auf eine Jagd zu gehen. Schließlich startet er mit einem jungen Buschmann die letzte Jagd seines Lebens.

 

Im ersten Drittel des Buches wird so manches erwartete Thema, wie es aus der klassischen Afrika-Jagdliteratur bekannt, behandelt, beziehungsweise angerissen; gekonnt erweckt die Autorin Erwartungen beim Leser – nur um diese dann aber nicht wie gewohnt zu bedienen. Ferner schildert Frau Schoeters, ohne direkte eigene Wertung, die Auseinandersetzung zwischen Tierschützern weltweit und den Verfechtern einer legalen Lizenzjagd auf Trophäenträger, sie nennt die Argumente „Geld durch Trophäenjagd hilft lokal und verleiht den Wildtieren bei der einheimischen Bevölkerung einen Wert und somit einen Schutzstatus“ aber auch die Ansätze der Tierschützer, die einen strengen Schutz der Tiere vor jeder tödlichen Nachstellung fordern.

Diese textinterne Diskussion mag dem einen oder anderen europäischen Jäger wiederum anregen, sich mit dem Thema Trophäenjagd auseinander zu setzen und die eigene Haltung zu prüfen.

 

 

Auch wenn man selbst kein Interesse an einer Safari in Afrika oder answerswo hat, kann ich allen Lesern dieses Buch empfehlen. Denn in ihm beschäftigt sich der Protagonist auch mit der Frage, weshalb er überhaupt jagt, was ihn motiviert und antreibt, ein wildes Tier zu töten, und welche Emotionen er dabei verspürt. Und der Vorgang des Tötens ist bei uns mitteleuropäischen „Normaljägern“ derselbe, wie bei der Jagd auf spektakuläre Trophäenträger anderswo auf der Welt: Ich als Mensch entscheide im Bruchteil einer Sekunde über Leben und Tod eines Mitgeschöpfes – oft genug distanziert durch den Blick durch ein Zielfernrohr, und nur hin und wieder ganz unmittelbar beim Abfangen mit der Kalten Waffe.

 

Frau Schoeters ist selbst keine Jägerin, der Schriftstellerin kam die Idee zu dem Roman beim Betrachten des Fotos „Trophy Room“ des Fotografen David Chancellor. Für ihr Buch hat sie aber Jäger gesucht und kennengelernt, auch in der klassischen (Afrika-)Jagdliteratur recherchiert, dazu in vielen anderen Informationsquellen. Bis auf einen kleinen Fehler stimmt ihre Nutzung der Jägersprache, der jagdlichen Fachbegriffe, der jagdlichen Ausrüstung und deren Auswirkungen auf Lebewesen. Mit diesem Roman ist ihr ein Buch gelungen, welches kein Urteil über die Jagd an sich fällt, also keinesfalls als ein „Anti-Jagd-Werk“ zu sehen ist. Sondern es ist ein Text, der den Leser mit der Frage „wie behandelt die westliche Welt Afrika“ konfrontiert, und der Frage, ob unsere westlichen Moralvorstellungen wirklich global gültig sein können, oder ob sie „... ein Luxusprodukt ist, das man sich leisten können muss.“ Meiner Meinung nach ist es ein Buch, welches uns Jäger aber auch andere Menschen dazu bringen kann, unser Tun und Handeln hier in Europa zu überdenken.

 

Torsten Pflittner

 

Kasten:

Gaea Schoeters: Trophäe. Roman. Zsolnay Verlag, 256 Seiten, 24,00 €

ISBN 978-3-552-07388-3

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